Der menschliche Faktor (engl. Human Factor) beschreibt das Verhalten, den Einfluss und die Interaktion des Menschen in einem komplexen Arbeitssystem. Sowohl in der Luftfahrt wie auch im Gesundheitswesen spielen die menschlichen Faktoren, wie z.B. Kommunikation und Teamarbeit, eine wesentliche Rolle für die Systemsicherheit.
Auf Einladung der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrtmedizin referierte Dr. Thorsten Kohlmann auf der 52. Jahrestagung der DGLRM in Heidelberg über Schnittstellen in der Medizin und spannte dabei den Bogen von der individuellen Versorgung einzelner Patienten bis hin zur Organisation beim Massenanfall von Verletzten.
Schnittstellen zwischen verantwortlichen Teams oder Institutionen stellen häufig einen besonders kritischen und komplikationsträchtigen Punkt in der Versorgung eines Patienten dar. Informationsverlust, Diskontinuität von Monitoring und Therapie, Wechsel von medizinisch-technischem Gerät und Interaktionsprobleme zwischen den handelnden Personen sind typische Faktoren, die Fehler induzieren. Umso wichtiger sind zuverlässige Strategien zur Fehlervermeidung, die genau hier ansetzen.
Mit dem Konzept „Patient in Bewegung" im Simulationszentrum des INM kann nicht nur die Behandlung des Patienten an einem Ort durch ein Team simuliert werden, sondern es besteht auch die Möglichkeit, mehrere ineinander greifende Behandlungsphasen durch wechselnde Teams darzustellen (z. B. von der Primärversorgung am Unfallort über die Transportphase im Notarztwagen bis hin in den Schockraum oder die Intensivstation). Ebenso ist es möglich, den Interhospitaltransfer eines kritischen kranken Patienten in einem Intensivtransporthubschrauber von einer abgebenden Intensivstation bis zur Weiterversorgung in einer Spezialklinik zu simulieren. Dr. Kohlmann stellte den interessierten Zuhörern das Trainingskonzept „Patient in Bewegung" des INM vor und diskutierte mit Experten aus der Luft- und Raumfahrt über effektive Strategien zur Fehlervermeidung.